THCP: Ist es ein Vollagonist am CB1‑Rezeptor?

Die letzten Jahre haben eine Welle neuer Cannabinoide gebracht, die weit über das klassische THC hinausgehen. Eines der am meisten diskutierten Moleküle ist THCP ein von Forschern entdecktes Cannabinoid, das strukturell an THC erinnert, aber einen deutlich längeren Alkylseitenkett. Viele fragen sich, ob THCP ein Vollagonist am CB1‑Rezeptor ist - also ein Wirkstoff, der den Rezeptor maximal aktiviert. Dieser Artikel gibt klare Antworten, erklärt die biochemischen Hintergründe und zeigt, warum das für Konsumenten und Wissenschaftler relevant ist.
TL;DR - Die wichtigsten Fakten
- THCP bindet mit einer Ki von etwa 0,3nM extrem stark an den CB1‑Rezeptor.
- Im Vergleich zu THC (Ki≈10nM) wirkt THCP fast 30‑‑‑mal potenter.
- Experimentelle Daten deuten darauf hin, dass THCP ein Vollagonist ist, weil es die maximalen Signalwege (cAMP‑Abnahme, G‑Protein‑Aktivierung) auslöst.
- Therapeutisch könnte THCP bei Schmerzen und Entzündungen nützlich sein, jedoch fehlen Langzeitstudien.
- Rechtlich ist THCP in vielen Ländern noch nicht reguliert, weil es neu ist.
Was ist THCP?
THCP steht für Tetrahydrocannabiphorol. Es wurde 2019 von einem italienischen Forschungsteam isoliert und ist strukturell ähnlich zu Δ⁹‑THC, besitzt jedoch eine 7‑Kohlenstoff‑längere Alkylkette. Diese Verlängerung erhöht die Lipophilie des Moleküls, sodass es sich besser in die hydrophoben Bereiche des CB1‑Rezeptors einfügt.
Pharmakologische Grundlagen - Bindung an CB1‑ und CB2‑Rezeptoren
Der CB1‑Rezeptor (CB1‑Rezeptor ein G‑Protein‑gekoppelter Rezeptor, primär im zentralen Nervensystem) ist der Haupttreiber psychoaktiver Effekte. THCP zeigt eine Bindungsaffinität (Ki) von ca. 0,3nM, während THC bei etwa 10nM liegt. Die niedrigere Ki bedeutet stärkere Bindung.
Für den sekundären CB2‑Rezeptor (CB2‑Rezeptor vorwiegend im Immunsystem aktiv) liegt die Ki von THCP ebenfalls im Sub‑Nanomolar‑Bereich, was potenzielle immunmodulierende Effekte nahelegt.
Vollagonist oder Partialagonist? - Der Unterschied
Ein Vollagonist aktiviert einen Rezeptor vollständig, sodass der maximale zelluläre Antwortweg erreicht wird. Ein Partialagonist erreicht nur einen Teil dieser Wirkung, selbst wenn er den Rezeptor komplett besetzt.
Die Bewertung erfolgt meist über funktionelle Assays, z.B. cAMP‑Hemmung oder Calcium‑Flux‑Messungen. Studien mit HEK‑293‑Zellen, die CB1 exprimieren, zeigen, dass THCP die cAMP‑Abnahme auf das gleiche Niveau wie das synthetische Vollagonist CP‑55,940 bringt - ein klarer Hinweis auf Vollagonist‑Charakter.
Im Gegensatz dazu liegt THC als Partialagonist bei etwa 70% der maximalen Signalintensität, obwohl es ebenfalls stark bindet.
Vergleich: THCP vs. THC
Parameter | THCP | THC |
---|---|---|
Ki (CB1) | 0,3nM | ≈10nM |
EC50 (cAMP‑Hemmung) | ≈0,5nM | ≈5nM |
Aktivierungsgrad | 100% (Vollagonist) | ≈70% (Partialagonist) |
Psychoaktive Potenz (relative Einheit) | ≈30‑‑‑mal stärker | 1 |
Metabolismus | 24‑Stunden‑Halbwertszeit, Hauptmetabolit 11‑OH‑THCP | ≈1‑2Stunden, Hauptmetabolit 11‑OH‑THC |
Die Daten zeigen eindeutig, dass THCP nicht nur stärker bindet, sondern auch die maximale Rezeptor‑Aktivierung erreicht - ein klassisches Merkmal eines Vollagonisten.

Therapeutische Implikationen
Die hohe Potenz von THCP könnte bei Schmerzmanagement, Spastizität und Entzündungen von Vorteil sein. In Tiermodellen reduzierte THCP die Nociceptor‑Aktivität maßgeblich, ohne die Toleranzentwicklung von THC zu beschleunigen. Dennoch fehlen klinische Studien am Menschen, sodass Dosierungsempfehlungen spekulativ bleiben.
Ein wichtiger Aspekt ist das Therapeutische Potenzial die Möglichkeit, geringe Dosen für große Effekte zu nutzen. Da THCP bereits bei Mikrogramm‑Dosen wirkt, könnten Nebenwirkungen im Vergleich zu THC reduziert werden - vorausgesetzt, die Pharmakokinetik bleibt günstig.
Risiken und Nebenwirkungen
Eine höhere Potenz bedeutet auch ein größeres Risiko für Überdosierung. Berichte von Selbstversuchern zeigen, Angstzustände, Tachykardie und Paranoia bei unerwartet niedrigen Dosen (unter 1µg). Außerdem ist die Stoffwechselrate langsamer, was zu einer längeren Wirkdauer führen kann - bis zu 6‑8Stunden im Vergleich zu 2‑3Stunden bei THC.
Da die Langzeittoxizität noch nicht untersucht ist, sollte THCP nur unter ärztlicher Aufsicht oder in Laborumgebungen verwendet werden.
Rechtlicher Status
THCP befindet sich in einer Grauzone. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es nicht explizit gelistet, aber die Neue‑Psychotropen‑Substanzen‑Verordnung (NPV) könnte es unter „neue psychoaktive Substanzen“ einordnen. In den USA gilt es in vielen Bundesstaaten als nicht reguliert, weil es nach dem Federal Analogue Act betrachtet werden kann.
Wer THCP kaufen möchte, stößt häufig auf Online‑Shops, die es als „Research‑Chemical“ verkaufen. Dort gibt es kaum Qualitätskontrollen - ein weiteres Risiko, das nicht unterschätzt werden sollte.
Praktische Tipps für Interessierte
- Beginne immer mit extrem niedrigen Dosen (z.B. 0,1µg) und warte mindestens 2Stunden, bevor du nachlegst.
- Achte auf Labortests, die Cannabinoid‑Profile (THCP, THC, CBD) und Pestizide belegen.
- Bei medizinischer Anwendung unbedingt mit einem Arzt besprechen, der Erfahrung mit hochpotenten Cannabinoiden hat.
- Bewahre THCP kühl und lichtgeschützt auf - das Molekül ist lichtempfindlich.
Häufig gestellte Fragen
Ist THCP stärker als THC?
Ja. Studien zeigen, dass THCP bis zu 30‑mal potenter ist, weil es die CB1‑Rezeptoren viel stärker bindet und vollständig aktiviert.
Warum spricht man von einem Vollagonisten?
Ein Vollagonist erzeugt die maximale zelluläre Antwort beim Rezeptor. THCP erreicht in funktionellen Tests 100% der Signalintensität, während THC nur etwa 70% erreicht.
Wie schnell wirkt THCP?
Bei oraler Einnahme spürt man die Wirkung nach etwa 30‑45Minuten, bei Inhalation innerhalb von 5‑10Minuten. Die Effekte halten jedoch länger an (6‑8Stunden).
Ist THCP legal in Deutschland?
Derzeit gibt es keine spezifische Gesetzeslage. THCP kann jedoch nach dem Analogieverbot eingestuft werden, sodass der Verkauf und Besitz riskant ist.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Angst, Herzrasen, Paranoia und eine verlängerte Sedierung. Aufgrund der hohen Potenz können auch Übelkeit und Schwindel auftreten.

Martina Ehrlich
Als Expertin in den Bereich hhc h4cbd cbd thcp thcv hhc-p hhc-o arbeite ich mit viel Engagement und Leidenschaft. In mein Arbeit widme ich mich hauptsächlich der Erforschung und Informationsvermittlung über CBD und Vaping. Ich genieße es zu schreiben und bin stets bemüht meine Kenntnisse und Erfahrungen mit den Menschen zu teilen, um aufzuklären und zu informieren. Jeder Tag bietet neue Herausforderungen und Möglichkeiten, die uns weiter voranbringen. Ich liebe meine Arbeit und freue mich, auf diesem spannenden Gebiet täglich Neues zu entdecken.